Günter Grass, die Brüder
Grimm und die deutsche Sprache
Der
Literaturnobelpreisträger las in Ratzeburg aus seinem neuen
Buch
Rund 400 Zuhörer waren in die St. Petri-Kirche
gekommen, um Literaturnobelpreisträger
Günter Grass aus seinem neuen Buch lesen zu hören.
Foto: Teckenburg
Ratzeburg (te).
Literaturnobelpreisträger Günter Grass und sein neues Buch,
die Brüder Grimm und die deutsche Sprache: Diese
Zusammenstellung versprach von vornherein einen unterhaltsam
anregenden Abend. So waren dann auch rund 400 Zuhörer in die
St. Petri-Kirche gekommen, um Grass aus „Grimms Wörter -
eine Liebeserklärung" lesen zu hören. Sie lauschten gebannt
und hatten viel Vergnügen an dem literarischen Ausflug in
die Geschichte und Sprache. Der Schriftsteller, der seit
langem im Lauenburgischen lebt, unterstützt den Förderverein
Ernst Barlach-Museum „Altes Vaterhaus" in Ratzeburg seit
dessen Gründung 2001 mit einer alljährlichen Lesung. „Sie
lesen zu hören, ist immer wieder eines der größten
Geschenke", freute sich Vereinsvorsitzender Pfarrer Felix
Evers am Ende der mehr als 60-minütigen Lesung. Das Publikum
bedankte sich mit ausgiebigem Beifall.
Zuvor hatte Grass drei Kapitel aus seinem jüngsten Buch
gelesen. Thema sind auf 360 Seiten die Lebensgeschichte
Jacob und Wilhelm Grimms und ihr „Deutsches Wörterbuch". Die
Brüder, die vor allem als Märchensammler bekannt sind,
hatten 1838 den Auftrag zum Wörterbuch erhalten. Dabei ist
das neue Grass-Buch weit mehr als eine Biografie, sondern -
wie schon der Titel verrät - eine Liebeserklärung: und zwar
an die deutsche Sprache. Grass nahm das Publikum in
Ratzeburg zunächst mit in das Jahr 1837. Die Grimms haben
als Mitglieder der „Göttinger Sieben" gerade ihre Ämter
verloren. Weiter ging es nach Berlin, wo sie am Wörterbuch
arbeiten, und zum Schluss in die Berliner
Akademie, wo Jacob Grimm seine Rede über das Alter hält. Von
den Ereignissen der Vergangenheit fand Grass so manchen Weg
in die eigene Zeit und zu seinen früheren Büchern. Virtuos,
leicht und mit immer wieder überraschenden
Gedankenverknüpfungen verfolgte er Wörter und Wortstämme,
spazierte quer durch die Jahrhunderte bis ins
Computerzeitalter und feierte den Ausdrucksreichtum der
deutschen Sprache. Ausgehend vom Nachnamen der Brüder Grimm
kam er im munteren Ausflug über grimmig zum Bauchgrimmen und
zur Grimasse. Zum Vergnügen des Publikums spürte er dem „A"
- ob lang oder kurz - nach sowie dem „Ach" und dem „Daumen".
Angeregt von dieser Vielfalt gab es eine lange Reihe von
Besuchern, die sich nach der Lesung ein
Grass-Werk vom Autor persönlich signieren ließen.
(Ratzeburger
MARKT Nr. 6 - Mittwoch, 9. Februar 2011)
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Barlachfreunde feiern zehnten Vereinsgeburtstag
Förderverein Ernst Barlach Museum „Altes
Vaterhaus" in Ratzeburg
Freuen sich über das
zehnjährige Vereinsbestehen:
die Vorstandsmitglieder Armin Bubel, Pfarrer Felix Evers
und Ernst Günter Burmester (sitzend v.li.) sowie
Gisela Zarp und Gudrun Pflocksch (v.li.). Fotos:
Teckenburg
Ratzeburg (te). Highlights gibt es in der
zehnjährigen Geschichte des Fördervereins Ernst Barlach
Museum „Altes Vaterhaus" in Ratzeburg viele.
Herausragendes Projekt war jedoch die große Ausstellung
„Ernst Barlach, Käthe Kollwitz - Über die Grenzen der
Existenz", die im vergangenen Sommer an mehreren Orten
in Ratzeburg zu sehen war. Im Rahmen ihrer
Jahreshauptversammlung erinnerten sich die Mitglieder an
ein Jahrzehnt Einsatz für das kleine Museum neben der
St. Petri-Kirche. In Wittlers Hotel hatten die 28
Mitglieder der ersten Stunde am 17. Januar 2001 den
Verein gegründet. Hier treffen sie sich seitdem zur
alljährlichen Versammlung. Der Blick zurück zeigt, dass
die zurzeit 66 Mitglieder über die Ausstellung hinaus
weit mehr geleistet haben. Allein für dieses Projekt
trugen sie eine Summe im mittleren fünfstelligen Bereich
zusammen aus Spenden und Fördergeldern. Sie
unterstützten während der vergangenen zehn Jahre
finanziell aber auch eine stattliche Reihe von
Ausstellungen mit Künstlern wie Horst Janssen, Heinrich
Zille, Else Lasker-Schü-ler und anderen sowie
verschiedene Vorträge. Dazu organisierten sie
Exkursionen unter dem Motto „auf den Spuren Barlachs",
lasen gemeinsam mehrere Bariach-Dramen und ließen das
Faltblatt „Barlach-Stadt Ratzeburg - ein Rundgang"
drucken.
Der erste und dritte
Vereinsvorsitzende, Klaus-Jürgen Mohr (re.)
und Felix Evers (li.). Zweiter Vorsitzender des
Fördervereins war
der frühere Propst des Kirchenkreises Lauenburg, Peter
Godzik, gewesen.
2008 übernahm Felix
Evers, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St.
Answer, den Vorsitz. Große Unterstützung hat der
Förderverein zeit seines Bestehens von Schriftsteller
Günter Grass erhalten. Auch wenn der
Literaturnobelpreisträger nie Vereinsmitglied werden
wollte, unterstützte er das Anliegen der Barlachfreunde
mit einer alljährlichen Lesung. Erst Ende Januar hatte
er vor rund 400 Zuhörern aus seinem neuen Buch „Grimms
Wörter" in der St. Petri-Kirche gelesen. Mit ihm gehen
auch die Pläne des Fördervereins weiter. Der Vorsitzende
Evers kündigte für 2012, wenn die Stadt Ratzeburg ihr
950-jähriges Bestehen feiert, eine Ausstellung mit
Grafiken von Günter Grass an. Zunächst steht das
laufende Jahr aber erst einmal unter der Überschrift
„Zehn Jahre Förderverein". Start war im Januar mit einem
Brahms/Schumann-Konzert im Barlach-Museum sowie mit der
bereits erwähnten Grass-Lesung. Geplant ist am 10.
September noch eine Exkursion „auf Barlachs Spuren" nach
Hamburg zum Ohlsdorfer Friedhof sowie ins Jenisch-Haus.
(Ratzeburger MARKT Nr.14 - Mittwoch, 6. April 2011)
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Auf den Spuren Barlachs nach Hamburg
Ratzeburg (pm). Der
Förderverein Ernst Barlach-Museum „Altes Vaterhaus" in
Ratzeburg lädt ein zu einer Exkursion am Sonnabend, 10.
September, nach Hamburg. Dr. Horst Otto Müller führt durch
das Ernst Barlach Haus im Jenischpark sowie zu den
Grabmälern auf dem Ohlsdorfer Friedhof, die von Barlach
entworfen wurden. Es werden öffentliche Verkehrsmittel
benutzt. Abfahrt ist um 8.25 Uhr vor dem Ratzeburger Rathaus
(Bushaltestelle), Rückkehr um 19.45 Uhr. Anmeldungen
erbittet der Förderverein - möglichst bis zum 31. August -
unter der Telefonnummer 04541/808451. (Ratzeburger MARKT vom
20. 8. 2011).
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