Förderverein Ernst-Barlach-Museum
„Altes Vaterhaus“ in Ratzeburg e.V.

- Presseresonanz 2010 -


 

24. Juni 2010


G
roße Unzeitgemäße in Ratzeburgs Kirchen

Werke und Ideen von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz stellt
eine große Sommerausstellung in den Ratzeburger Kirchen vor.


Ratzeburg. - Es waren zwei große Unzeitgemäße und zwei große Leidende an der Welt: Ernst Barlach (1870 bis 1938) und Käthe Kollwitz (1867 bis 1945). In Ratzeburg erinnern die Kirchen und die Ernst- Barlach-Museumsgesellschaft an den schreibenden Bildhauer und Zeichner und die Berliner Grafikerin. Beide haben sich zwar gekannt und respektiert, waren aber nicht befreundet. In Ratzeburg, im von ihm selbst „altes Vaterhaus" genannten Fachwerkhaus, hat der Expressionist als Kind gelebt.

Die Ausstellung im Ratzeburger Dom, der Stadtkirche St. Petri und der katholischen Kirche St. Answer wird am 4. Juli mit einem Bischofsgottesdienst im Ratzeburger Dom eröffnet und dauert bis zum 29. August. Aus aktuellem Anlass ist die Schau Altprobst Uwe Steffen gewidmet, der vorgestern in Ratzeburg gestorben ist.

Flankiert wird die Ausstellung von einem guten Dutzend Veranstaltungen. Die prominentesten: Am 11. Juli um 12 Uhr in St. Petri liest Günther Grass einige seiner Gedichte. Am 14. Juli lesen die früheren Tagesschau-Sprecher Dagmar Berghoff, Jo Brauner und Wilhelm Wieben aus Briefen und Tagebüchern von Käthe Kollwitz. Am 21. Juli kommt der Theologe, Bürgerrechtler und Sozialdemokrat Friedrich Schorlemmer aus Wittenberg nach St. Petri. Thema seines Vortrages: „Kriegsverherrlichung in einem christlichen Dom? Wie Ernst Barlach zum Pazifisten wurde." Ebenfalls in St. Petri gibt es am 19. August eine Meditation in Wort und Musik zum Barlach-Fries der Lauschenden von Prof. Dr. Rauhe und Pastor Helge Adolphsen. Parallel zur Ausstellung läuft das Jugendprojekt Go Young, das Schüler mit dem Werk der beiden Künstler vertraut machen möchte. Gesucht werden von der Barlach-Gesellschaft „Bilder, die uns wachrütteln und Texte, die uns hinhören lassen". Mehr dazu unter Telefon 0 4103/9182 91 oder per Mail: kontakt@ernst-barlach.de.

Die Veranstalter suchen noch Bürger, die ehrenamtlich Aufsicht führen. Sie sollen sich melden unter den Nummern 04 5 41/34 06, 89 17 65 oder 34 10.
 

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Fotos: E. G. Burmester

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24. Juni 2010


„Bildungsarbeit im besten Sinne"
LN-Interview mit Pfarrer Felix Evers
 


Ratzeburg. - Vom 4. Juli an gehen in Ratzeburg Kunst und Kirche eine Symbiose ein. Die großen Kirchen präsentieren Kunstwerke von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz. Motor der Ausstellung und Veranstaltungsreihe ist der katholische Pfarrer für Ratzeburg und Mölln, Felix Evers. Die LN wollen von ihm wissen: Warum Barlach und Kollwitz?

Lübecker Nachrichten: Was wollen Sie mit dem Barlach/Kollwitz-Projekt erreichen?

Felix Evers: Drei Ziele: Zum ersten möchte ich die ökumenische Verbundenheit der Kirchen stärken. Wir verbinden den Dom, die Stadtkirche St. Petri und die katholische Kirche miteinander - alle sind Ausstellungsräume. Auf diese Weise stärken wir die Ökumene. Zum zweiten: Über die Kunstwerke von Barlach und Kollwitz sollen Menschen Hilfe zur Lösung ihrer eigenen Fragen erfahren. Die Urlauber, die im Sommer nach Ratzeburg kommen, stoßen auf eine Anregung, über eigene Lebens- und Existenzfragen nachzudenken. Deshalb auch der Titel des Projekts: Grenzen der Existenz. Schließlich drittens: Es gibt viele Vorträge. Das Projekt ist auch Bildungsarbeit im besten Sinne. Wir bekommen Referenten nach Ratzeburg, die sonst nicht kämen.

LN: Wie hoch ist Ihr Etat?

Evers: Knapp 60 000 Euro, darin enthalten sind auch die Referentenkosten und das Schul- und Jugendprojekt. Die Versicherungsprämie bezahlt die Barlach-Museumsgesellschaft. Wir haben mit knapper Not noch Zuschüsse von Stadt, Landkreis und Land bekommen, die im kommenden Jahr sicher nicht mehr geflossen wären. Ohne die Hilfe vieler Sponsoren, zu denen ja auch die LN gehören, hätten wir es nicht geschafft.

LN:
Es gibt ja keinen Jubiläumstermin, keinen runden Geburts- oder Todestag der beiden Künstler. Was war denn der Anlass für das Projekt?

Evers:
Der Vortrag des bekannten Jesuitenpaters Prof. Dr. Friedhelm Mennekes, der seit Jahren Kunst in seiner Kirche Sankt Peter in Köln ausstellt und uns gezeigt hat, was für eine Symbiose daraus entstehen kann. Das war im März vor einem Jahr. Seither arbeiten wir an dem Projekt.

LN:
Die Kunst von Barlach und Kollwitz erscheint uns düster und schwermütig. Welche Wirkung wollen Sie bei den Besuchern erzielen?

Evers: Gerade weil diese Kunstwerke abseits der Spaßwelle wirken, können sie Trost spenden. Von diesen Künstlern können sich Menschen ernst genommen fühlen. Zudem ist die Stimmung, von der Sie sprechen, ja zurzeit auch in unserer Gesellschaft spürbar.

LN: Wie wollen Sie diese beiden Künstler Jugendlichen nahebringen?

Evers: Die Ausstellung läuft zum größten Teil in den Ferien, aber auch in der letzten und in der ersten Schulwoche. Ganz viele Lehrer waren schon da und haben sich im Vorfeld über das Projekt informiert. Wir wollen Schüler dazu anregen, sich mit dem Werk der beiden Künstler auseinanderzusetzen. Das geht auch in der Ferienzeit, weil viele nicht wegfahren und dafür viel Zeit haben. Die Schüler können malen, modellieren, ein Video drehen, ein Theaterstück schreiben, einen Song komponieren - was immer sie wollen. Die Arbeiten werden dann in den Herbstferien im Ratzeburger Rathaus ausgestellt.  ja
(Lübecker Nachrichten)



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28. August 2010



Barlach-Kollwitz-Ausstellung lockte über 22 000 Besucher



Für Felix Evers (39) spielt der Barlach-Engel
eine zentrale Rolle in der Ausstellung: „Der steht
für Überwindung von Hass und Gewalt." Foto: kopy

Von Marc von Kopylow

Der große Barlach-Kollwitz-Zyklus lockte Tausende in die Ratzeburger Kirchen Dom, St. Petri und St. Answer sowie in das Ernst-Barlach-Museum und das Haus Mecklenburg der Stadt. Nun nähert sich die mit großem Begleitprogramm unterlegte „Ausstellung" ihrem Ende. Sie wurde organisiert vom Förderverein „Ernst-Barlach-Museum Altes Vaterhaus in Ratzeburg" und der Ernst-Barlach-Museumsgesellschaft in Wedel.

Seinen Abschluss findet der einzigartige Zyklus in einem multireligiösen Friedensgebet im Dom am morgigen Sonntag um 12 Uhr mit Vertretern aller großer Weltreligionen: Buddhismus, Hinduismus, Judentum, Islam, Bahai sowie Katholiken, Protestanten und Orthodoxe des Christentums. Felix Evers (39), Vorsitzender des Barlach-Fördervereins, zieht eine Bilanz:

Lübecker Nachrichten: Wie hoch war der Andrang zur Ausstellung?

Pfarrer Felix Evers: Sehr viele Besucher melden sich nachträglich und schreiben Mails oder Briefe, sogar aus Chile. Durch diese Ausstellung sind viel mehr Menschen nach Ratzeburg gekommen. Die Referenten, unter anderem Friedrich Schorlemmer, Günter Grass und Helge Adolphsen, waren voll des Lobes. Auch Helmut und Loki Schmidt waren am 15. August im Ratzeburger Dom. Das fand ich ein sehr schönes Zeichen. Und Familie Barlach ist unendlich dankbar für diese Ausstellung, die es ihrer Meinung nach in den nächsten 30 bis 40 Jahren hier nicht wieder geben wird.

LN: Wie war die Resonanz auf die einzelnen Ausstellungsorte?
Evers: Am meisten wurden der Ratzeburger Dom und die Kirche St. Petri angenommen. Das liegt daran, dass im Dom die Werke von Barlach und in St. Petri die Werke von Kollwitz gezeigt wurden. Dazu kamen die meisten positiven Rückmeldungen. Etwas verhaltener war die Resonanz auf die Fotoausstellung im Haus Mecklenburg, auf die Ausstellung von Barlach als Dramatiker im Barlach-Museum und auf die Plakat-Ausstellung in der katholischen Kirche. Gelobt wurde alles, vor allem das ökumenische Miteinander.

LN: Welche Vorträge hatten nach Ihrer Meinung die nachhaltigste Wirkung?

Evers: Sabine Hänisch. Ihr Vortrag über Käthe Kollwitz hieß „Leider war ich ein Mädchen". Es ging um Kollwitz Schwierigkeiten in der Zeit vor 100 Jahren, als Künstler eine Frau zu sein. Der Vortrag war umwerfend. Hänisch kommt aus dem Käthe-Kollwitz-Haus in Moritzburg.

Auch Friedrich Schorlemmer aus Wittenberg. Der Pastor und Bürgerrechtler war ergreifend. Es ging nicht nur um das Thema „War Barlach ein Pazifist?" Wie Schorlemmer seine persönlichen Erfahrungen aus der DDR-Zeit eingebracht hat, hat mich tief beeindruckt. Ich liebe es, solche Zeitzeugen zu erleben.

LN:
Haben sich die Erwartungen an die überregional konzipierte Ausstellung erfüllt?

Evers:
Ja, weil überregionale Resonanz kommt und zwar durch Briefe aus dem Ausland und durch Rückmeldungen aus ganz Deutschland.

LN:
War es richtig, die Ausstellung in die Ferienzeit zu legen?

Evers: Vollkommen. Ich habe erlebt, wie die Urlaubsgäste mit dieser Ausstellung konfrontiert wurden und sich den Ausstellungsstücken geöffnet haben. Das Thema der Existenz Existenz sollte bewirken, Sinnfragen zu stellen, wozu man oft nur im Urlaub kommt. Im Alltagsstress nimmt man sich oft nicht die Ruhe, in so eine Ausstellung zu gehen.

LN: Hat sich das Konzept bewährt, die Ausstellung aus den Museen heraus in den Kirchenraum geholt zu haben? Ließe sich so etwas zu einem anderen Thema wiederholen?

Evers: Es hat sich gelohnt, weil die Gäste in der Ausstellung
nicht nur die Kunstwerke, sondern auch den Raum der Kirche und die Kirchenmusik erlebt haben. Das spricht die Seele gleich dreifach an. Das kann ein Museum allein nie schaffen. Aber ohne die ehrenamtlichen Wächter, die Tag für Tag bereit standen, wäre das Ganze sicherlich gescheitert.
Ich kann mir vorstellen, solch eine vergleichende Ausstellung zu einem anderen Thema erneut in die Kirche zu holen. Unsere Erfahrung ist, das die Kirchen immer leerer werden, aber durch Kunst und Musik immer voller. Die Menschen wollen mehr als das, was wir ihnen bisher bieten. Diese Ausstellung hat Menschen in die Kirche gebracht, die sonst nicht in die Kirche gehen.

 

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4. September 2010


Multireligiöses Friedensgebet beendete Ausstellung
Ernst Barlach - Käthe Kollwitz: Über die Grenzen der Existenz
 



Das Plakat zur großen Barlach-Kollwitz-Ausstellung hat ausgedient.
Pfarrer Felix Evers, Gudrun Pflocksch und Armin Bubel (v.li.)
vom Förderverein Ernst Barlach Museum „Altes Vaterhaus" stehen
vor der Katholischen Kirche. Hier hatte es eine Plakatausstellung gegeben.
Foto: Teckenburg


Ratzeburg (te). Mit einem multireligiösen Friedensgebet im Ratzeburger Dom ist die Ausstellung „Ernst Barlach - Käthe Kollwitz: Über die Grenzen der Existenz" am Sonntag zu Ende gegangen. Vertreter von acht Weltreligionen standen unter Barlachs „Engel" und sprachen ihre Gebete. „Das geht nur mit dieser Kunst. Ein würdiger Abschluss", sagte Pfarrer Felix Evers. Evers ist zugleich Vorsitzender des Fördervereins Ernst Barlach Museum „Altes Vaterhaus" in Ratzeburg. Zusammen mit der zweiten Vorsitzenden, Gudrun Pflocksch, und Schatzmeister Armin Bubel zog er Bilanz nach acht Ausstellungswochen. Die Ernst Barlach-Museumsgesellschaft Hamburg hatte in Zusammenarbeit mit dem Förderverein die Ausstellung veranstaltet.

„Wir sind zufrieden. Nichts ist schief gegangen", zog Evers ein positives Resümee. Allein im Dom hatten die Veranstalter rund 22.000 Besucher gezählt. Viele lobende Worte sind im Gästebuch zu finden, das im Dom auslag. „Eine ganz tolle Ausstellung in wunderbarer Umgebung, sehr, sehr stimmig und ein hochrangiges Begleitprogramm" ist hier zu lesen oder auch: „Eine beeindruckende und berührende Ausstellung mit einem interessanten Konzept". Unter den Besuchern waren auch Gäste aus Südamerika, Skandinavien, Indonesien, Australien, Spanien und Italien.

Auch das Begleitprogramm sei sehr gut angenommen worden, freute sich Evers. Im Schnitt seien jeweils 50 Gäste dabei gewesen für Ratzeburg sehr viel. Als Besuchermagnet habe sich wieder die Lesung mit Literaturnobelpreisträger Günter Grass erwiesen. Von ganz besonderem Reiz seien, so Evers, die Veranstaltungen gewesen, die das Werk Barlachs in Verbindung zu Musik setzen.

„Wir haben auch die Grenzen unserer Existenz erlebt", sagten Evers, Gudrun Pflocksch und Armin Bubel in Anlehnung an den Ausstellungstitel über ihre eigenen Erfahrungen mit ehrenamtlich geleisteter Organisation in unzähligen Stunden während der vergangenen 17 Monate. Ihr besonderer Dank geht an die vielen Wächter, die während der Öffnungszeiten im Dom und in St. Petri aufgepasst hatten, an die Mitarbeiter der Kirchenbüros, Küster und alle weiteren Kooperationspartner. An ein weiteres großes Ausstellungsprojekt denken die Organisatoren vom Förderverein zurzeit nicht. „Es geht auch ums Geld", sagte Evers und ist überzeugt: „Gelder für solch eine Ausstellung sind in den nächsten Jahren nicht mehr da".

Während die Ausstellungen im Dom, St. Petri und St. Answer sowie die ergänzende Fotoausstellung im Haus Mecklenburg ihr Ende gefunden haben, soll die Schau „Barlach als Dramatiker" im Barlach-Museum noch bis zum Ende der Saison zu sehen sein. Auch das Jugendprojekt „Go Young" läuft noch. Eine Jury wird demnächst die Arbeiten der jungen Teilnehmer sichten. In den Herbstferien ist eine Ausstellung im Rathaus geplant.
 

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Foto: E. G. Burmester