Grass-Lesung in Ratzeburg
Ende
Januar zu Gast in Ratzeburg:
Schriftsteller Günter Grass
Foto: ddp
Ratzeburg (pm).
Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass unterstützt auch in
diesem Jahr den Förderverein Ernst Barlachmuseum „Altes
Vaterhaus" in Ratzeburg e.V. mit einer Lesung aus seinem
Werk „Die Box". „Knips mal Mariechen" ruft der
Schriftsteller, wann immer seine treue Freundin ein Foto für
ihn machen soll. Maries Schnappschüsse haben es in sich,
denn ihre alte Agfabox ist anders als andere Kameras: Seit
sie den Krieg überstanden hat, zeigt sie mehr als die
Wirklichkeit: sie kann in die Vergangenheit und die Zukunft
schauen, Wünsche und Ängste in Szene setzen.
Viel später sitzen die acht Kinder des berühmten
Schriftstellers beisammen, längst erwachsen geworden. Im
lebhaften Dialog lassen sie das Leben ihrer komplizierten
Familie Revue passieren, und jeder erinnert sich auf seine
Weise an den Vater, die Kindheit, an Maries Wunderbox und
ihre verblüffenden Bilder.
Günter Grass schreibt in diesem Buch seine Autobiografie
fort. Zugleich hat er mit der „Box" der Fotografin und
Freundin Maria Rama, die ihn und seine Familie ab Mitte der
fünfziger Jahre bis zu ihrem Tod 1997 begleitete, ein
heiteres Denkmal gesetzt.
Termin für diese Lesung ist Freitag, 29. Januar um 19.30
Uhr in der St. Petri-Kirche
in Ratzeburg.
Karten sind erhältlich
an der Abendkasse (geöffnet
eine Stunde vor Lesungsbeginn) oder im Vorverkauf bei der
Buchhandlung am Markt, Tel. 04541/858502.
(Möllner/Ratzeburger Markt - Wochenende - Seite 4 - 2. KW
2009.)
Barlachexperte Jansen sprach über
Brecht und Barlach im „Vaterhaus"
Ratzeburg - Rund 60
Personen freuten sich kürzlich im Vaterhaus Ernst
Barlachs auf der Dominsel in Ratzeburg auf den Vortrag
„Barlach und Brecht - zwei Zweifler treffen
aufeinander."
Dazu hatte die katholische Kirche St. Answer Professor
Elmar Jansen aus Berlin geladen. Jansen war früher
Leiter der Abteilung Ernst Barlach in der Akademie der
Künste der „DDR". Der Professor berichtete, dass sich
Brecht in den Jahren 1951/52 intensiv für Ernst Barlach
(1870 bis 1938) eingesetzt habe. Kurze Zeit später sei
1953 das erste Barlach-Museum deutschlandweit gegründet
worden, in Güstrow. In der „DDR" habe es ein
existenzielles Interesse an Barlachs Werken gegeben.
Für Bürger aus der „DDR" sei der Besuch des Museums in
Güstrow daher etwas Besonderes gewesen, auch „weil
Barlach nicht so ganz auf Linie lag". Barlach selbst
könne als großer Einzelgänger eingeschätzt werden.
Deshalb müsse er in Beziehung zu anderen Künstlern
gesetzt werden. Brecht und Barlach würden eine ähnliche
Haltung zu ihren Figuren einnehmen. Brecht habe geradezu
ein „symbiotisches Verhältnis" zu Darstellungen Barlachs
gehabt.
Vergleiche der Motive künstlerischer Arbeit hat Jansen
auch zwischen Käthe Kollwitz und Ernst Barlach
angestellt und darüber 1989 ein Buch veröffentlicht. In
Ratzeburg beginnen jetzt Vorbereitungen für eine
„ökumenische" Ausstellung mit Werken von Barlach und
Kollwitz im Frühjahr 2010. mvk (Lübecker
Nachrichten).
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